Christian Mook, der CEO der Mook Group, nimmt bekanntlich nie ein Blatt vor den Mund. Diesmal hat er sich in der renommierten FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG ein paar Gedanken über die aktuelle Verkehrspolitik der Stadt Frankfurt gemacht….
Der emeritierte IFO Präsident Prof. Hans-Werner Sinn hat schon mehrfach postuliert, dass in der Post-Corona-Welt der Bedarf an öffentlichen Verkehrsmitteln dramatisch sinken wird. Die Prognose des renommierten Wirtschafswissenschaftlers leuchtet ein: Wer will in Zukunft noch in völlig überfüllten und miserabel belüfteten Bussen und Bahnen unterwegs sein? Zumal der UNO-Biodiversitätsrat erst kürzlich prognostiziert hat, dass es in Zukunft nun sehr wahrscheinlich häufiger zu globalen Pandemien kommen wird. Die Menschen wollen deshalb verständlicherweise wieder in der geborgenen Sicherheit ihres eigenen Autos Platz nehmen. Dass diese Vorhersage zutrifft, zeigt sich an dem unlängst in Wiesbaden durchgeführten Bürgerentscheid zur sogenannten Citybahn: Die große Mehrheit der Wähler hatten sich dabei klar gegen den Bau eines öffentlichen Straßenbahnsystems ausgesprochen. Trotzdem scheut die Stadt Frankfurt auch weiterhin keine Kosten und Mühen, um die kaufkräftige Autofahrer-Klientel aus der Stadt zu vergrämen. Mit dieser Strategie vershiftet man allerdings entscheidende Kaufkraft in das steueroptimierte Internet und in die Discounter-Outlets der Umgebung. Auch sorgt eine solche Verkehrspolitik natürlich dafür, dass Städte mittelfristig veröden werden. Selbst unser Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat diesen Trend erkannt und fordert nun, dass Innenstädte zukünftig ihren Einzelhandelsleerstand mit Gastronomie auffüllen sollen. Allerdings ist diese Idee nicht konsequent zu Ende gedacht. Durch die hochriskante und demütigende Überbürokratisierung und die absolut destruktive und total marktverzerrende Fiskalpolitik der deutschen Regierung konnte man schon vor der Corona-Krise keinem seriös arbeitenden Wirt mehr raten, sich in der ethisch geführten Speisegastronomie zu gründen. Warum sollten nun Gastronomen ausgerechnet in den verwaisten No-Go-Areas der maroden Innenstädte zukünftig Restaurants eröffnen? Außerdem ist ein vitales urbanes Leben eine fragile Symbiose aus Einzelhandel, Kultur und Gastronomie. Entfernt man auch nur einen Baustein aus dieser empfindlichen Gleichung, kollabiert das gesamte Ökosystem. Um eine Verödung der Städte effizient zu verhindern, müsste jetzt mutig über neue Wege- und Parkkonzepte nachgedacht werden. Christoph Mäckler, der Direktor des Deutschen Instituts für Stadtbaukunst, regte in diesem Kontext sogar an, die Zeil und die Schillerstraße wieder komplett für den Autoverkehr zu öffnen. Die couragierte Idee würde sicherlich nicht nur die Ladenbesitzer begeistern, sondern bei einer klugen Umsetzung auch noch unzählige neue Parkplätze schaffen. Bekanntlich leidet die Stadt durch die momentane Verkehrspolitik massiv unter einem künstlich produzierten Parkplatzsuchverkehr. Es werden dadurch natürliche Ressourcen verschwendet und unnötig schädliche Feinstaub- und Stickstoffoxid-Emissionen emittiert. Durch die Erschaffung neuer Parkmöglichkeiten könnte dieses Problem massiv verringert werden. Eine erfolgreiche Zukunft der Städte liegt bei einem smart orchestrierten und emissionsarmen Individualverkehr. Dabei müssen die Interessen von Bürgern, Gewerbetreibenden und Kulturschaffenden in einen harmonischen Einklang gebracht werden. Wenn die Politik das Offensichtliche nicht erkennt und weiter den Konflikt zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen schürt, steuern unsere Innenstädte unweigerlich in eine sehr dystopische Zukunft. Als gebürtiger Frankfurter, leidenschaftlicher City-Biker, überzeugter Local-Shopper, interessierter Museumsbesucher und glühender Lokalpatriot, blutet mir das Herz, angesichts der drohenden Katastrophe. Anstatt gigantische Unsummen in eine obsolet gewordene Verkehrswende zu vergeuden, sollten die Verantwortlichen lieber schleunigst die veränderte Situation neu evaluieren und die Gelder ab sofort in eine zukunftsorientierte Urbanisierung der Innenstadt investieren. Speziell die trostlose Triangel aus Hauptwache, Goetheplatz und Rathenauplatz hätte schon längst ein radikales Make-Over verdient. Das verwahrloste und städtebaulich völlig wertlose Areal ist das Herz der City und dabei an Tristesse nicht zu übertreffen.